Gerade zur Zeit des Wahlkampfes erscheinen viele Statistiken in den Medien. Doch wie repräsentativ sind sie in der Politik und wie interpretiert man die Aussagen? Clara List berichtet
Statistiken werden erstellt, um die Zukunftsplanung präziser und vorausschauender zu gestalten. Wie viele Menschen fangen eine Ausbildung an, wie viele Lehrende werden benötigt? Sinkt oder steigt die Anzahl der Auszubildenden? Fragen, auf die die Statistiken durch erhobene Daten eine Antwort findet. Schwerpunkt bildet dabei immer die unmittelbare Zukunft. Und: „Ohne Statistik funktioniert keine Politik“, so der Sozialwissenschaftler Professor Jörg Blasius der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.
Das Problem der Ungenauigkeit
Nicht jede Statistik ist so informationshaltig, wie sie auf den ersten Blick scheint. Dass Statistiken häufig fehlerhaft in den Medien abgebildet werden, ist nach Prof. Blasius ein Problem: „Man sollte als Laie auf die angegebenen Indikatoren, also auf die gemessenen Variablen, neben der Statistik achten. Diese sind ausschlaggebend für die Interpretation.“ Häufig werden falsche Aussagen aus Statistikern abgelesen. Deutlich wird das für den Sozialwissenschafter am Politbarometer, der „Forschungsgruppen Waheln E.V.“. Es zeigt die aktuellen und langfristigen Trends zu politischen Themen in Deutschland. „Diese Statistiken sind ungenau. Bei der Sammlung und Auswertung der Daten wird nicht die Unbekanntheit und Unbeliebtheit der Politiker mit einbezogen.“ Dennoch wird es als zuverlässige Prognose gesehen.
Ein weiteres Problem sind die verschiedenen Berechnungsarten, die genutzt werden, um die gesammelten Daten auszuwerten. Dadurch wird zum Beispiel ein Vergleich der Arbeitslosenquote in verschiedenen Ländern praktisch unmöglich. Beispielsweise gilt in Deutschland als arbeitslos, wer weniger als 15 Stunden die Woche arbeitet und unter 65 Jahre alt ist, in Spanien jeder, der keiner Erwerbstätigkeit nachgeht.
Von sozialen Medien profitieren
Die sozialen Medien haben eine bedeutende Rolle bei der Erstellung von Statistiken. Sie sammeln riesige Datenmengen. Dieses Ereignis wird in der empirischen Sozialforschung als „Big Data“ bezeichnet. Auf Grundlage dieser Informationen erstellen große Konzerne wie Google und Facebook Statistiken, welche weiterverkauft werden. Auch Politiker im Wahlkampf profitieren davon. „Ein cleverer Wahlkämpfer nutzt gezielt genau diese Statistiken von den sozialen Medien, um beispielsweise zu erkennen, wo Nichtwähler sind und um diese Bereiche gezielt anzusprechen“, erklärt Blasius.
Statistiken sind von bedeutender Rolle für die Politik und somit für die Zukunfstgestaltung des politischen Systems in Deutschland. Blasius meint: Jedoch sollte man als Laie nicht voreilig Schlüsse aus abgebildeten Statistiken ziehen, da dieses meistens ungenau sind und dadurch nicht repräsentativ ein Thema abhandeln.